„Über die Natur der Moral“ – Ein Einstieg in die Ethik

Zunächst ein Hallo und einen besonderen Gruß an meine ersten Stammleser vorweg! Ich freue mich, dass die Aurora Philosophia ihre ersten Freunde finden konnte und hoffe natürlich, dass sie auch den Ansprüchen hier gerecht werden kann! Wie immer weise ich darauf hin, dass Kommentare, Kritik oder Wünsche mithilfe der Kommentarfunktion hinterlassen werden können!

Der heutige Tag ist ebenfalls ein besonderer. Der UNESCO Welttag der Philosophie findet jeden dritten Donnerstag im November statt und ist – heute!
Der Artikel ist daher dieser kleinen Feierlichkeit gewidmet und soll der erste auf diesem Blog sein,  der sich mit der Ethik befasst.

Immanuel Kant fragte einst: „Was soll ich tun?“ und stellte damit die Frage nach welchen Maximen wir unser Handeln richten sollten. Sind wir einander etwas schuldig? Wenn ja, dann was? Gibt es eine Schuldfrage überhaupt? Dies sind Fragen, die durch die philosophische Teildisziplin „Ethik“ behandelt und untersucht werden. Da die Ethik selber noch in Unterdisziplinen aufgeteilt ist, namentlich die der Rechtsphilosophie, Staatsphilosophie und der Sozialphilosophie, wird zu Beginn nur ein kleiner Teil eines kleinen Teils angeschnitten. Die Ethik im allgemeinen gehört zur praktischen Philosophie.

Kant führt in seinem Werk „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ den kategorischen Imperativ ein, der einigen ein Begriff sein dürfte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Oder anders ausgedrückt: „Was du nicht willst, das man dir tu, füge keinem Anderen zu!“. Das ist erstmal einleuchtend und dennoch keine Selbstverständlichkeit für viele. Die Frage, was moralisches Handeln ist und wie es aussieht, scheidet die Geister schon lange. Die Einen sehen in den zehn Geboten der Bibel eine allgemeingültige, zeitlose und perfekte Anleitung zum moralischen Handeln, andere widersprechen da. Daher stelle ich die Frage: Gibt es eine allgemeingültige, allumfassende Moral, die auf jeden Menschen auf diesem Planeten passt? Oder ist eine zum Beipsiel indonesische Lebensweise derart unterschiedlich zu einer europäischen, dass es keinen gemeinsamen Nenner gibt? Ich denke nicht, denn durch die Moral drücken wir ein Empfinden aus, das (eigentlich!) jedem Menschen angeboren ist: Das Mitgefühl für das Leid oder die Freude eines Anderen und der Sinn für Gerechtigkeit wären nur zwei davon. Kant hätte daher formuliert: „Du willst nicht, dass man dich bestiehlt? Na dann klau du gefälligst auch nicht!“ Warum wird dann aber so viel gestohlen? Anscheinend besitzt der Mensch nicht nur eine Moral, sondern auch die Fähigkeit, diese zu überwinden. Warum sollte er dies aber tun? Um diese Frage zu beantworten bedarf es (mindestens!) einen eigenen Blogeintrag, daher wollen wir uns an dieser Stelle mit einer Kurzfassung begnügen: Meiner Meinung nach wird das Handeln eines Menschen durch den „Grad seines Bewusstseins“ bestimmt. Dies, ob nun weiter gefasst oder limitiert, bestimmt das Handeln dadurch, in wieweit Konsequenzen abgeschätzt werden (können). Ein sehr stumpfer Mensch wird sich nicht bewusst sein, dass wenn er jemandem den Kopf einschlägt, um an sein Geld zu kommen, er nicht nur die betreffende Person schädigt, sondern sein Handeln auch Leid in der Famile des Opfers auslösen wird. Oder es interessiert ihn einfach nicht. In diesem Falle spreche ich dennoch von einem Mangel an Bewusstsein, allerdings von einem empathischen. Einsicht muss nicht unbedingt „bewusst“ sein. Bei manch einem keimt nach solch einer Tat doch so etwas wie ein „schlechtes Gewissen“ auf, ein Stechen im Herzen, was die betreffende Person vielleicht zu ignorieren versucht. Andere sind sich des Leids bewusst, wissen dass wenn man einer Mutter ihr Kind nimmt, dies eine der schlimmsten Erfahrungen  darstellt, die von einem Menschen gemacht werden kann. Und man wäre sich bewusst, dass dies die Brieftasche doch auch gar nicht wert ist.

Andere Theorien der Moral gehen davon aus, dass diese nicht auf die „Gutmenschlichkeit“ (allein) gestützt werden kann, sondern man diese mit der Androhung von Sanktionen durchsetzen muss. Für manch einen Menschen mag gelten, dass er nur deshalb keine Brieftaschen raubt, weil er Angst hat, dafür ins Gefängnis gehen zu müssen und seiner Freiheit beraubt zu werden.

Ist Moral daher ein positiver oder negativer Begriff? Und: Ist Moral von Geburt an im Menschen veranlagt und damit apriorisch? Oder ist sie etwas, was im Verlauf des Lebens erlernt wird? Natürlich ist ein Modell wie zum Beispiel das der zehn Gebote nicht von Geburt aus semantisch ausdifferenziert. Aber ist es falsch zu behaupten, diese seien auf der „Metaebene“ dennoch schon vorhanden? Das Gebot, du sollst nicht stehlen, ist doch schon dadurch universell, dass wenn man einem Baby sein geliebtes Spielzeug wegnimmt, dieses gleich zu weinen beginnt. Man muss nicht erst daher gehen und ihm erklären, dass stehlen falsch ist. Ebenso sieht es mit dem Gebot aus, eine Ehe nicht zu brechen. Dies klingt für manch einen zunächst künstlich und willkürlich, denn: wie kann man das mit stehlen vergleichen? Aber jeder, der schon mal ernsthaft verliebt war und eine Partnerschaft mit diesem geliebten Menschen geführt hat, wird wissen, wie schmerzhaft auch nur die Vorstellung ist, dass dieser Mensch von einem anderen geküsst wird. Und wenn dies auch noch geschehen sein sollte, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass der betroffene Mensch ebenso weinen wird, wie das Baby aus dem ersten Beispiel. Das bedeutet für mich, dass, obwohl Moral durchaus in semantisch-normativen Systemen formuliert, also in sprachlich ausformulierten Gesetzen und Regeln dargelegt, innerhalb von Gruppen von Menschen gelehrt und verbreitet wird, sie dennoch etwas ist, das in jedem gesunden Menschen von Geburt an vorhanden ist. Sie weist dennoch Züge eines aposteriorischen Maximesystems auf, das in der Lebensspanne vertieft und erweitert wird.
Die Grundfrage, was moralisches Handeln überhaupt ist, kann dennoch nicht komplett auf den Punkt gebracht werden, da es zu viele Streitfragen gibt. Zum Beispiel die Frage nach der Homosexualität löst bei vielen Gemütern Rage aus; für die einen ist es höchst unmoralisch gleichgeschlechtliche Beziehungen zu führen, ja sogar eine Lästerung Gottes, für die anderen ist das daraus resultierende Verbieten der Homosexualität eine Einschränkung der Freiheit und sogar eine Verletzung der Menschenwürde. Wie kann die Ethik hier schlichten und einen Kompromiss finden, der für alle Seiten fruchtbar ist? Generell würde ich sagen, dass der Grundsatz: „Die Freiheit des Einen endet dort, wo die Freiheit des Anderen berührt wird“ an dieser Stelle gelten muss. Wenn jemand von sich aus der Meinung ist, „schwul“ geboren zu sein, dann  ist es sein angeborenes Recht, diese Freiheit in Anspruch zu nehmen. Jedoch gibt es endlos viele komplexe Fragestellungen, deren Beantwortung mehr als nur einen einfachen Aussagesatz fordert. Im Rahmen des „Welttages“ der Philosophie rufe ich dazu auf, sowohl allerlei Fragestellungen des alltäglichen Lebensbereichs, als auch im Speziellen, kritisch zu beleuchten, von verschiedenen Standpunkten aus zu untersuchen und sich nicht von anderen Meinungen vorschnell einnehmen zu lassen. Ja, allgemein formuliert soll es heißen: Leute, benutzt euren Kopf für mehr, als nur als Hutständer!

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