Herausforderung Beziehung: Ein paar praktische Gedanken zur Partnerschaft

In diesem Artikel soll die Philosophie mal einen bezugsnahen, praktischen und alltäglichen Nutzen haben. Versteht mich nicht falsch, in meinen Augen hat sie das immer, sonst würde ich sie nicht betreiben. Aber ich sehe mich mit dem Argument konfrontiert, dass mehr Menschen eher Probleme mit dem Liebeskummer haben, als sich über die Aussagekraft von Wissenschaften Gedanken zu machen. Daher werde ich mich einem Thema widmen, das eigentlich alle von uns betrifft: Die Beziehung. Völlig einerlei ist hierbei, wie sie denn aussehen mag. Ob es eine Freundschaft oder eine Partnerschaft ist, ist auch nicht so wichtig, denn in manchen Punkten ähneln Freundschaften einer Partnerschaft sehr. Dieser Artikel zielt dennoch primär auf Partnerschaften ab.

Der Mensch ist ein geselliges Wesen. Nicht nur, dass unsere Vorfahren wohl kaum im Alleingang in der Wildnis überlebt hätten, auch in Punkten der Nachkommenschaft hat die Natur es dem Menschen so eingerichtet, dass er dieses Unterfangen nicht alleine bestreiten kann. So wird er nun hingehen, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat, und wird sich umschauen, wer für dieses Vorhaben in Frage kommt. Und ja, früher oder später wird jedes „Töpfchen“ seinen „Deckel“ finden. Auch wenn ihr jetzt daran zweifeln mögt. Es gilt hierbei ein paar wichtige Punkte zu beachten. Generell sollte an erster Stelle stehen, welche Form der Partnerschaft man sucht. Hier gibt es so viele verschiedene Formen und alle haben sie ihre Berechtigung.

Wenn jemand gefunden wurde, der in das eigene Beuteschema passt, dann tritt natürlich zunächst einmal das wohl bekannte Bauchkribbeln auf, die „Schmetterlinge im Bauch“. Man möchte bei dieser Person einen bleibenden Eindruck hinterlassen, möchte auf sich aufmerksam machen. Nicht umsonst ging das „Umwerben“ als passendes Verb in den Sprachgebrauch ein. Hier folgt der erste Tipp: Öffnet die Augen für das, was ist und nicht für das, was ihr sehen wollt!  Wenn man das beachtet, kann man schon mal einen Faktor für potentiellen Schmerz ausschließen; namentlich die Enttäuschung. Man ist schnell dabei, einen tollen Menschen auf einen Thron zu heben, seine attraktiven Seiten anzuhimmeln und die betreffende Person  zu verklären. Schnell ist man dazu geneigt, negative Aspekte auszublenden oder schön zu reden. Manch einer ignoriert die unangenehmen Züge, ein anderer sieht sie durch ihre „rosa Brille“ einfach nicht mehr, und wieder andere sehen sie zwar, messen dem aber keine große Bedeutung bei. „Das werde ich schon ändern können“, mag einer denken oder „das Positive überwiegt“. Dies birgt aber die Gefahr für Unglück in der Liebe: Eine Beziehung ist kein Operationsaal. In ihr können störende Elemente nicht einfach „abgeschnippelt“ werden, mit der Hoffnung sich so seinen Traumpartner zusammen zu basteln. Ich habe mir sagen lassen, dass vor allem Frauen dazu neigen, sich ihren Partner nach eigenem  Idealbild zu „erziehen“. Ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren. 😉
Der Punkt ist: Das wird früher oder später zu Ärger führen. Viele Menschen sind geneigt, im Rahmen ihrer „Erziehungsarbeit“ nach dem alten Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche zu handeln. „Wenn du etwas tust, was mir gefällt, dann belohne ich dich mit Liebe und Zuneigung, aber wenn du deine nervigen Marotten weiterhin auslebst, dann drehe ich dir den Rücken zu“. So etwas belastet eine Beziehung ungemein! Vielleicht hat man Glück, der Partner ist verständnisvoll und hingebend und sieht darüber hinweg, wenn er solch ein Handeln erkennen sollte. Aber auf Dauer gibt es beinahe die Garantie für Streit, denn ein Mensch ist nun mal der Mensch der er ist. Daher der zweite Tipp: Akzeptiert euren Partner wie er ist. Eine Beziehung die darauf aus ist, einen Partner noch zurecht zu biegen wird aller Voraussicht nach scheitern. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man keine Kritik am Partner anbringen darf. Ganz im Gegenteil: Eine Beziehung lebt davon, an der Kritik seines oder seiner Liebsten zu wachsen. Von wem wollen wir denn gute Ratschläge annehmen, wenn nicht von unseren Nächsten? Das sollte aber nicht mit Erpressung oder mit dem Entzug von Zärtlichkeit geschehen. Eine Beziehung besteht im Regelfall aus zwei beteiligten Personen. Beide sollten sich von Anfang an eine imaginäre „rote Linie“ zeichnen. Diese kann ganz unterschiedliche Charakteristika aufweisen, hat aber einen ganz wichtigen Zweck: Seine Individualität zu schützen. Daher kommt nun ein dritter, sehr wichtiger Hinweis: Ein Partner kann und wird niemals Eigentum sein! Jeder hat sein eigenes Leben und muss dies erleben können! Gerade junge Menschen mit weniger Lebenserfahrung tun sich häufig sehr schwer damit. Sie sprechen davon dass „du immer mein sein wirst“ oder „Schatz ich gehöre nur dir“. Generell ist das auch eine sehr ehrenwerte Einstellung, aber sie kann ganz schnell zur Waffe umfunktioniert werden: „Ich verzichte darauf, mit anderen zu verkehren, aber dafür musst du meinen Idealen entsprechen“. Häufig ist mit dem Verkehren nicht einmal mehr der Geschlechtsverkehr gemeint, sondern der schlichte Umgang mit anderen Menschen. Zum Thema Fremdgehen komme ich noch. Aber das Abkapseln ist oftmals Gift für eine Beziehung! Das Paar beginnt sich abzuschotten, aus Eifersucht des Partners ist man vielleicht geneigt, nicht mehr in einen Club zu gehen oder den Umgang mit einer bestimmten anderen Person zu meiden. Man beginnt aus Liebe zu seinem Partner seine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Ich sage dazu nur: Das wird einem schwer auf die Füße fallen! Denn kaum einer tut dies emotionslos. Seid ehrlich, mindestens ein leises inneres Blubbern tritt auf, aber für den Partner macht man das ja gerne. Und schon gibt es ein Problem: Obwohl der Verzicht gut gemeint ist und scheinbar nicht schwer wiegt, beginnt in den meisten Fällen eine Art von Widerwillen auf zu keimen. Obwohl man es vielleicht nicht direkt merkt – man wirft dem Partner (zurecht) vor, eine vielleicht wertvolle Erfahrung nicht wahrgenommen zu haben, weil dieser einen mit seiner Eifersucht unter Druck gesetzt hat. Und damit beginnt meist eine traurige Abwärtsspirale: Aus diesem Unmut heraus verliert man schnell seine Geduldigkeit und Güte. Eventuelle Marotten des Partners werden nicht länger mit Wohlwollen betrachtet, sondern sie beginnen zu nerven. Es mag vorkommen, dass der Partner sich unangemessen verhält und man dies als eine Art Hilferuf erkennt. Nun signalisiert dieser damit, ihm doch bitte einen Gefallen zu tun und zum Beispiel seine Provokation nur ein Zeichen ist, dass er Zuneigung braucht. Auch wenn er das natürlich niemals zugeben würde! Und man selbst? Man erkennt dies, aber die Chance  besteht, dass man ungerührt bleibt. Oder schlimmer noch: Man reagiert auf Aggression mit mehr Aggression. Weil man irgendwie die Geduld nicht aufbringen kann. Und das nur, weil man den oder die gute/n FreundIn von früher nicht mehr sehen darf, weil der Partner es aus Angst nicht erlaubte.

Daher noch einmal als Zusammenfassung: Die Verantwortung für dein Handeln und dein Leben liegt nur bei dir selbst! Also lasst bitte euren Liebsten den Freiraum, den sie brauchen. Betrachtet den Partner doch als das, was er ist: Ein wertvoller Gefährte auf eurem Weg. Er lässt euch Hilfe zukommen, fängt euch auf wenn ihr mal fallt und steht euch mit Lob und Tadel beratend zur Seite. Aber jeder geht seinen eigenen Weg. Soviel zum Plädoyer zur individuellen Freiheit. Kommen wir zu einem nächsten, sehr wichtigen Punkt für eine vitale Beziehung: Das Vertrauen. Es hält eine Beziehung in dunklen, schweren Zeiten zusammen. Bei aller Freiheit, die man sich lassen muss ist eines, sofern das mit dem Partner nicht anders abgesprochen wurde, unverzichtbar: die Treue.

Hier schneiden wir ein besonders schwieriges Thema für viele Beziehungen an. Die Treue hütet und schützt die Beziehung, kann sie aber auch belasten weil manch einer das Gefühl verspüren mag, eingeengt in seiner Freiheit zu sein und etwas im Leben zu verpassen. Wem es so ergeht, dem kann ich nur raten seine Beziehung bis ins Innerste zu überdenken. Wenn dieses Gefühl der mangelnden Freiheit zu lange und zu intensiv andauert, dann ist es wahrscheinlich, dass euer Partner euch nicht erfüllen und euch nicht das geben kann, was ihr sucht. In solchen krassen Fällen ist es besser, den Partner darauf anzusprechen (hat ja niemand gesagt dass es einfach ist… und die Beziehung zu überdenken und eventuell zu beenden, als hinter dem Rücken des Partners eine Affäre nach der anderen zu starten. Dies ist ein Verrat und auch nur der beginnende Verdacht wird einen feurigen Schmerz in eurem Partner entfachen, den sicher viele von euch kennen. Und das Vertrauen geht auch hin: Manch einer wird dazu geneigt sein, das Handy oder den Facebook-Account des Partners zu überwachen, jeder Grund eines Zuspätkommens oder ein Versetzen wird argwöhnisch betrachtet und eine Lüge dahinter wird gesucht. Selbst, wenn es in dem einen Fall dann keine war, ist das Leid dennoch angerichtet. Und mit das Schlimmste, was einem liebenden Menschen angetan werden kann, ist die Bestätigung des Verdachts und die Entlarvung der Lügen. Dies gleicht schon einem Hochverrat. Schon manch einer ist an so etwas zugrunde gegangen. Dann ist es doch besser, der Wahrheit in die Augen sehen und die Beziehung beenden, wenn man weniger Glück als Leid in ihr erfährt.

Daher mein vierter Appell: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Aber das muss wohlüberlegt sein! Denn ein Zurückrudern wird in den seltensten Fällen möglich sein. Ausgesprochene Worte können nicht mehr zurückgenommen werden und ein gebrochenes Herz verzeiht nicht so schnell. Das Beste, was man tun kann, ist frühzeitig mit seinem Partner den zu Dialog suchen. Verschweigen nützt doch nichts. Von selbst wird sich kaum etwas ändern, dann lieber die Karten offen auf den Tisch legen. Das ist sicherlich schmerzhaft, und dennoch weniger schmerzhaft als ein Belügen, Verschweigen und Schönreden. Und besser als aus heiterem Himmel Schluss zu machen ist es auch. Eine gute Beziehung muss es vertragen, dass in ihr auch über schwierige Dinge offen gesprochen werden kann. Zuguterletzt möchte ich noch ein paar Worte über Zartheit und Härte verlieren.

Eine gute Beziehung zeichnet sich durch ihre Zärtlichkeit aus: der Partner wird so angenommen wie er ist. Es ist gut, Geduld zu haben, über anstrengende Eigenschaften hinweg zu sehen, mit aufrichtigem Herzen hingebungsvoll zu sein und ihm mit bestem Rat und bester Tat zur Seite zu stehen. Diese Weichheit ermöglicht es einem Menschen, das Gefühl zu haben in einem sicheren Hafen zu landen, verstanden und einfach lieb gehabt zu werden. Genau so wichtig ist es aber auch, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören, sich selbst treu zu sein und seinen Mann bzw. seine Frau zu stehen. Hierbei ist der Einsatz von Härte manchmal unvermeidlich. Ich spreche nicht von Rücksichtslosigkeit, Egoismus oder Ausnutzen. Es kommt manchmal vor, dass die eigene Einstellung torpediert wird. Wir sind alle Menschen, wir sind nicht perfekt. Daher kann es vorkommen, dass ein geliebter Mensch sich uns gegenüber nicht richtig verhält. Obwohl er eigentlich ganz lieb ist, kann es doch sein, dass er versucht einen unter Druck zu setzen weil ihm etwas nicht passt oder er etwas haben oder erreichen will. Wenn ihr davon selbst nicht wirklich überzeugt seid, es euch  nicht entspricht, diese Erwartung auch zu erfüllen, dann lasst es sein! Gegen besseres Wissen zu handeln und in solchen Fällen nachzugeben wird aller Erwartung nach nicht erfüllend sein. Im Gegenteil, wenn es einreißen  sollte, beginnt der Partner eigene Unstimmigkeiten in Form von Unzufriedenheit, Unmut, Angst, etc. auf eurem Rücken auszuleben. Wenn er sich einmal daran gewöhnt haben sollte, wird es schwierig solch ein Verhalten ohne größeren Streit wieder aufzulösen. Wer räumt schon freiwillig seinen Thron? Darauf kann man eigentlich nur mit Verständnis und Liebe reagieren wenn man helfen möchte, aber man sollte auch seine eigene Linie nicht vergessen und eben dieses Verständnis und diese Liebe auch für sich selbst einfordern. Deshalb ist mein fünfter und letzter Tipp: Findet das Gleichgewicht von Zartheit und Härte. Verständnis ist besser als Verachtung!
Dies war eine erste Einführung in meine Gedanken über Liebe und Partnerschaft. Natürlich kann ein Blogartikel von knapp 2000 Wörtern nicht den Anspruch haben, vollständig zu sein. Ebenso wenig gleicht eine Beziehung der anderen. Ich denke aber, dass es schon generelle Parallelen gibt, die aufzuzeigen es lohnt. Natürlich kommen immer besondere Umstände und Situationen hinzu, die bei jedem unterschiedlich sind. Manchmal mag es gut sein, auf die Härte komplett zu verzichten, an anderen Punkten vielleicht sogar mal auf die Zartheit. Aber dazu kann man keine allgemeine Anleitung formulieren. Hier kommt es auf das Fingerspitzengefühl eines jeden an. Und solche die lieben sollten ja eigentlich generell die Fähigkeit haben, auf ihr Herz zu hören. So schnulzig es für den Einen oder Anderen auch klingen mag, das Herz ist ein besserer Ratgeber als der Verstand. Besonders im Bereich der Beziehung und Partnerschaft. Das Leben ist nun mal nicht nur schwarz oder weiß, daher versucht dieser Text ein allgemeines Verständnis für solch ein sensibles Thema zu entwickeln. Wenn wir schon bei solch geflügelten Formulierungen gelandet sind, kann man auch noch hinzufügen: Rücksicht ist besser als Nachsicht. Das gilt eigentlich für alle Lebenssituationen und kann angewandt zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Ob in der Ehe, in einer offenen oder geschlossenen Beziehung, wer sich an die genannten Punkte hält, sofern er das nicht schon tut, kann erstaunliche Entwicklungen in seinem Leben beobachten. Selbst Beziehungen, die scheinbar gescheitert sind, können bei konsequentem Handeln so wieder belebt und erfrischt werden.
Und für alle anderen gilt: Nur die Hoffnung nicht aufgeben. Haltet die Augen offen und seid ehrlich bei der Partnersuche. Sich zu verstellen bringt da nicht viel, jedenfalls nicht auf lange Sicht! Vertraut darauf, wer ihr seid und was ihr könnt, dann klappt das schon!

In diesem Sinne, alles Gute!

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