Ent-schuldigung, bitte!

Nach nun mehr einem halben Jahr schreib -Abstinenz melde ich mich mit neuen Gedanken wieder zurück! –  Gut Ding scheint wohl wirklich hin und wieder Zeit zu gebrauchen.

Nichts desto trotz, zum Thema!

Ent-schuldigung, bitte!

Mir fiel in letzter Zeit folgendes auf: In Streitsituationen, in die ich direkt involviert wurde, aber auch in jenen von Erzählungen meiner Freunde wurde dem Ärger über die andere Streitpartei Luft gemacht.

Besonders fiel mir dabei die Phrase

xxx ist immernoch pissig auf mich! Ich habe mich doch bereits entschuldigt! Ich finde wir können dieses oder jenes Thema einfach sein lassen!

auf.

Das löste jedes Mal erneut etwas Verwunderung in mir aus.

Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ich der einzige bin, der das Verb „sich Ent-schuldigen“ passiv gebraucht. Ist es nicht ein Kind jeglicher Logik, nach einem Fehlverhalten um Verzeihen zu bitten?!

Sicherlich gibt es Situationen die unverschuldet entstanden sind und in denen man getrost davon absehen kann, bei einem flehentlichen Gnadenersuch auf die Knie zu fallen.

Man nehme jenes Beispiel: Du stehst in deinem schönen neuen Sommerkleid direkt hinter der Eingangstür der Wohnung, hälst einen Kaffee in den Händen und hast noch deine Kopfhörer auf den Ohren, aus denen die Red Hot Chilli Peppers laut herausschrammeln.

Daher ist dein Hörvermögen gerade in der Hinsicht abgelenkt dass es mein ungestümes Aufschließen der selbigen Wohnungstür einfach nicht wahrnimmt. Ich, ebenfalls in guter Sommerlaune, schmeiße die Tür mit etwas zu viel Elan auf und – Wumms.

Tja jetzt hat der Kaffee das gute Kleid ruiniert. Das ist ärgerlich, aber trifft mich die Schuld weil ich gute Laune habe? Oder dich weil du Kopfhörer aufhast und auch noch im Eingangsbereich der Wohung herumlungerst? Ich denke nicht. Das fällt halt unter Pech.

Ich diesem Fall werde ich eine Entschuldigung aussprechen und gleichzeitig doch etwas sebstverständlich davon ausgehen, dass du ebenfalls einsiehst, dass mich in diesem Fall keine tatsächliche Schuld trifft.

Aber grade in Streitsituationen liegt ein anderer Fall vor. Wenn jemand etwas verletzendes getan hat, die Grenze eines Anderen missachtet hat, oder halt einfach pissig war und tja, der Andere damit eben Pech gehabt hat; wenn jemand anderes durch das eigene Verhalten tatsächlich nachhaltig verstimmt wird oder geschädigt ist, ist es mit einem „Duh, ja sorry halt“ eben nicht getan.

Hier also eine gängige Betrachtungsweise um etwas Licht ins Dunkel zu bringen:

Wenn man sich „ent-schuldigen“ will, dann muss man eine den Sachverhalt, mit dem man bei jemanden „in der Schuld steht“ abtragen. Quasi eine Wiedergutmachung leisten. Hierbei wird der Schuldige gegenüber dem Schuldiger etwas tun wie Einsicht zeigen, Buße tun oder eine Wiedergutmachung leisten. Reue ist auf jedenfall substantiell für diese Unternehmung angebracht. Diese Auflösung, die sog. Sühne der Schuld, ist keinesfalls vom Schuldiger vorauszusetzen.

Fun fact: Seit der Antike wird dieser „Ausgleich“ zwischen den Parteien als Talionsprinzip verstanden. Damals war man da noch etwas radikaler, man forderte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ Das heißt man zahlte es dem Täter mit gleicher Münze heim, häufig setzte man, um ein Exempel zu statuieren noch einen oben drauf.  Macht ja auch Bock zusammen die Sau rauszulassen und einen anderen zu bestrafen. /ironie off/

Ich denke wir als zivilisierte Menschen, können getrost dem Anspruch, den das Wort „Zivilisation“ stellt, auch gerecht werden und davon absehen, einander in unendlicher Vergeltung die Köpfe einzuschlagen.

Dennoch denke ich, dass die Entschuldigung erst vom „Geschädigten“ akzeptiert werden muss, damit sie gültig wird. Aber das sollte ja eigentlich sowieso klar sein. Ich wollte da nur aufgrund meiner Erfahrungen mit meinen Mitmenschen mal nach harken.

Da dieser Artikel aber weniger auf das Streitmaß eines gewichtigen Verbrechens, sondern mehr auf einen Streit zwischen Freunden bezüglich diverser Lapalien abzielt, kann man durchaus noch sämtlichen beleidigten Leberwürsten, Dramaqueens und Ähnlichen süffisant den folgenden Ratschlag mit auf den Weg geben: Lasst die Kirche mal im Dorf! Macht nicht aus jeder Mücke einen Elefanten! Musst ja nicht gleich ein Staatsakt aus der Geschichte machen! Chillt mal!

Und für die ganzen kleinen Prinzessinnen, Unfehlbaren und Wundertüten da draußen: Das nächste mal fragta‘ einfach nach einer Entschuldigung.

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